Atomic Rooster "Atomic Ro-o-ster" (Castle Records 2004)

Die neueste Auflage dieses Klassikers beginnt gewöhnungsbedürftig. Castle Records veröffentlicht das Debüt von Atomic Rooster so, wie es ursprünglich in Great Britain erschien. Die bisherigen CD-Auflagen hielten sich stets an die amerikanische Version, Castle nehmen die Song-Variationen, die sonst ignoriert wurden, fügten Bonustracks an und haben damit ein Release geschaffen, das die Sammlungen der Freaks bereichert.
Atomic Rooster ist Vincent Crane (key, org), der diese seine Band mit Carl Palmer (dr) und Nick Graham (b) gründete, nachdem Arthur Brown, in dessen Band Crane und Palmer gespielt hatten, beide durch Untätigkeit so gelangweilt und genervt hatte, dass sie Brown verließen, um mit Atomic Rooster eine eigene Band auf die Füße zu stellen. Nachdem "Atomic Ro-o-ster" veröffentlicht worden - und Carl Palmer längst ausgestiegen war, um Emerson, Lake and Palmer mitzubegründen - ging auch Nick Graham. Für ihn kam John DuCann (g) in die Band, für Carl Palmer Paul Hammond. Atomic Rooster bekamen einen Deal mit Elektra USA und mit dem Gitarristen John DuCann spielte Vincent Crane den Klassiker "Friday The Thirteenth" neu ein. "SLY" und "Before Tomorrow" wurden mit der harten Gitarrenarbeit abgemixt und so sahen zwei verschiedene Releases das Licht der Welt. Auf dem US-Release waren die britischen Versionen der 3 genannten Songs nicht enthalten, bisherige CD-Auflagen hielten sich an die US-Auflage. Auch die Songreihenfolge ist jetzt auf der CD wie auf dem ursprünglichen Release. Die US-Versionen sind als Bonusmaterial mit auf der CD, zusätzlich 2 BBC Radio Sessions), da ist nichts verloren gegangen.
Das Debüt von Atomic Rooster ist vielleicht die progressivste Platte der Band. Die späteren LPs, auch "Death Walks Behind You", ihr Klassiker überhaupt, hatten mehr Funk und Heavy Rock. Der eigentlich orgellastige Sound war mit John DuCann viel härter geworden, das ist hier nur in den Bonussongs zu hören. "SLY" irritiert schon etwas, wo sonst für gewöhnlich die Gitarre rockt, setzt ein Bass an, der längst nicht den genüsslich harten Eindruck bringt. Trotzdem eine interessante Sache, lässt sich damit doch nachzuvollziehen, wie Atomic Rooster anfingen. Die 8 Songs sind sämtlichst hervorragende Beispiele für frühen britischen Progressiven Rock. Heftig gespielt und mit phantasievollen Schnörkeln versehen, rocken die Stücke fabelhaft. Doch gerade die Balladen sind bei Atomic Rooster stets ausgezeichnet gelungen. Hier ist es "Winter", später folgten "Nobody Else" und "Black Snake". Gigantische, perfekte Songs. Songs, die Geschichte machten.
"Atomic Ro-o-ster" ist ein großartiger Rockklassiker, klassisch geprägt, jazztrunken, heftig rockend. Die Aussage eines ganzen Jahrzehnts klingt aus diesen Songs.
Die Castle-Auflage erscheint nicht nur mit 5 Bonussongs, auch ist das umfangreiche Booklet mit vielen Bildern ausgestattet, ansprechend aufgemacht, erzählt die Geschichte der Band und ihres Erstlings. Da eröffnen sich Zusammenhänge, die zum Verständnis der Zeit beitragen und davon berichten, wer wen kannte und wie es zum Namen Atomic Rooster kam. Sehr schön gemacht. Schade, dass Vincent Crane dies nicht mehr miterleben kann. Frustriert beging der Keyboarder 1989 in Maida Vale Selbstmord.

sanctuaryrecordsgroup.co.uk
VM



Zurück