Atlantis "Pray For Rain" (Just For Kicks Music 2003)

Atlantis sind in LA zu Hause. Das Sextett, aus David Bodnar (voc), Ken Jaquess (b), Karl Johnson (g), Hank Wicke (dr), Teknobudd X (key) und Bob Craft (dr) bestehend, hat sich mit Allan Holdsworth einen bekannten Gast ins Studio geladen, der (leider nur) einen Song mit seinem unnachahmlichen Gitarrensolo schmückt. Aber auch ohne Allan Holdsworth können Atlantis punkten. Zwar haben sie sich im langen Opener (13 Minuten) etwas zu sehr in fast schon computerspielmäßige Töne vorgewagt und breiten eine etwas kitschige, oberflächliche und zudem New Age-käsige Atmosphäre aus, aber das gibt sich und der Song wird vital und lebendig. Die Songs sind in den Jahren 1994 - 2001 entstanden, die Band hatte wohl Schwierigkeiten, ein Label oder die restlichen Musiker zu finden, doch das Resultat ist da, die Anstrengungen sind geschafft. Ken Jaquess und Teknobudd X haben die Stücke geschrieben, die melodische Markierung liegt denn auch beim Keyboard und die Arbeit wird ordentlich gemacht. In den langen Jahren haben sich die Songs sicher einige Male verändert, die Ideen wirken komprimiert, strukturiert und durchdacht. Erstaunlich, wie fließend die Gitarrenlinien (gar in die Vokalpassagen) integrieren wurden. Der Bass wird zwar als Rhythmusinstrument verstanden, setzt sich aber tonal durch und überzeugt durch harte, vitale Linie. Die Schlagzeugarbeit ist nicht überbordend komplex, aber längst nicht einfach gehalten. Hier wird einigen Keyboardbands der Siebziger gehuldigt, die ähnlich unterwegs waren. Vital und locker, doch auf Songformat orientiert. Atlantis punkten weiterhin in ihren 7 kürzeren Songs, die schon mal poppig sind, aber nicht lächerlich oder dumm. Die melodiebauenden Keys schaffen viel Fläche, worauf die stets etwas im Off agierende Gitarre heftigst soliert, selbst, wie bereits gesagt, in Vokalpassagen. Neben einigen etwas abgedrehteren, unterhaltsamen Songs gibt es liedhafte Stücke, die durchaus allgemeines Publikum ansprechen. Das gelingt Atlantis gar besser als ihre beiden langen Songs, die nicht so recht aus dem Intro kommen und Zeit vertrödeln, was die Kompositionen nicht nötig haben. Und wenn dann im 8. Song "Oceans to Cross" endlich Allan Holdsworth soliert, horcht man erstaunt auf, weil das Solo so homogen integiert ist. Mit dem epischen "Forest Cathedral" klingt "Pray For Rain" lyrisch aus. Gutes, eigenständiges Werk, etwas verhalten, mit leichtem Understatement. Nur Atlantis und "Pray For Rain" passen so gar nicht zusammen. Die untergegangene Stadt, die um Wasser betet... ?

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VM



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