Arktis "Last Arktis Tapes" (Garden of Delights 2006)

Bereits vier CDs der Band hat das Label Garden of Delights vor "Last Arktis Tapes" veröffentlicht. Das ist bereits eine Weile her. "Arktis" (1974), "Arktis Tapes" (1975), "On the rocks" (1976) und "More Arktis Tapes"(1975), letztere CD war nie auf LP veröffentlicht worden, im Unterschied zu den ersten drei CDs, haben noch Lücken gelassen. Immer noch gibt es Aufnahmen der aus der Bonner Gegend stammenden Hardrocker. Die 11 auf der CD mit dem entnervt klingenden Namen "Last Arktis Tapes" enthaltenen Stücke sind in den Jahren 1973 bis 1975 eingespielt worden.
Die Band, Klaus Blachut (g), Karin Töppig (voc), Klaus Göllner (b) und Harry Kottek (dr), hatten damals etliche Sessions auf Band verewigt. Karin Töppig hat in den meisten Stücken dieser CD nichts zu tun, der Großteil ist rein instrumental. Während Harry Kottek und Klaus Göllner, nicht immer fehlerfrei, dafür mit einiger Nervosität und pausenlosem Drive, zwischen ambitionierter Komplexität und sturer, schlichter Durchhaltehärte rocken, hat Klaus Blachut viel Zeit, sich improvisativ und solistisch auszutoben. Sein Gitarrenspiel klingt schon mal wie frühe Wishbone Ash, zumeist aber eigen. Bassist Klaus Göllner, der für die Stabilität der melodischen Grundstruktur der improvisativen Songs zuständig ist, beweist wie Gitarrist Blachut einen Sinn für melodische Variation, hält sich, warum nur, zumeist jedoch an der Basis auf. Seine wenigen und relativ kurzen Exkursionen sind spannungsreich.
Keine Frage, Klaus Blachut hat sie alle in der Hand. Die Band baut ihm die Bühne, auf der er sich pausenlos virtuos austobt. Schon erstaunlich, was Blachut alles so in die weniger komponiert, mehr improvisiert, wenig strukturiert ausgebauten, eher nach Gefühl entwickelten Songs packt. Da wird selbst so ein 18-minütiges Spektakel wie "Very progressive" mit seinen vielen komplizierten Brüchen und spannenden harmonischen Wechseln zu einem einzigen Gitarrensolo. Die Songs 7 bis 10, alle um die 9 Minuten lang, sind nach "Very progressive" die interessantesten Stücke der 74 Minuten langen CD.
Aber auch die nach dem zu hektischen, prä-Metal "Speed Boogie" und der billigen "Is it real" Nummer folgenden Songs, alles Basis für Blachuts Gitarrenspiel, haben ihre Momente, wenn Originalität und Struktur weitgehend schlicht abwesend sind.
Die beiden letzten Songs sind Konzertaufnahmen, die im Klang nachlassen und eher herkömmliche Hardrockstruktur aufweisen. Nichts gegen den Gesang von Karin Töppig, aber stets, wenn die Dame anfängt zu singen, bleiben Improvisation und Solo auf der Strecke. Die Gesangslinien sind fade, was gesungen wird, ist nicht wirklich nachzuvollziehen. Gut, nicht nur für Klaus Blachuts Ego, dass die meisten Songs instrumental sind. Möglicher Weise, und gewiss nicht ganz zu Unrecht, denkt Blachut heute im Geheimen, warum er damals nur, verflixt, keine bessere, technischere, anspruchsvollere Band gefunden hat. Seine musikalischen Projekte wären keine Szene-Randerscheinungen geworden.

milestone-mailorder.com
VM




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