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Anekdoten "Gravity" (Eigenveröffentlichung 2003)
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Auf dem Freakshow Artrock Festival in Würzburg hatten sie es dabei. "Gravity", die brandneue LP/CD. Bereits der Vorgänger "From Within" zeigte die Band verändert, "Gravity" geht viel weiter. Fast scheint es, als sei eine andere Band am Start. Sicher, die Düsternis, Anekdotens Markenzeichen, ist konkret erhalten geblieben. Doch stilistisch hat die Band sich weit vom crimsonesken Prog Rock entfernt. "Gravity" geht schwer in die Alternative Richtung, ohne gleich alle Typica fallen zu lassen, die bisher so ausdrucksstark für Anekdoten waren. Die Kompositionen sind einfacher, schlichter, geradliniger. Die schwere Düsternis ist immer noch charakterisches Merkmal. Zwar präsentieren Anekdoten ihre neuen Stücke nicht mit der bekannten und geliebten Brachialität, aber immer noch mit dem Reiz des Besonderen. In Würzburg klappten die Kinnladen der Zuhörer tief hinab, mancher meinte, jetzt mit der Band fertig zu sein. Ein Anderer fragte, warum die Band ihr Publikum im Stich läßt und sich auf die Suche nach einem neuen macht. Der echte Prog Freak gibt seine sichere Bank nicht gern auf. Anekdoten sind immer noch Anekdoten und ihre Songs interessant, wenn auch auf andere Art. Sie verstehen es nach wie vor, zu berauschen, mitzureißen, zu entführen in ihre schwermütige Musikwelt. Was in der Band geschehen ist, wird ein Interview ans Tageslicht bringen. Das Resultat "Gravity" ist zweifellos gelungen. Mellotron und Orgel gibt es zuhauf, das Drumming ist knüppelfrisch. Bass und Gitarre sind eher Schwachpunkte, zudem die Stimme von Nicklas Barker, die den stilistischen Wechsel einmal mehr bewusst macht. Leider ist das Cello von Anna Sofi auf der Strecke geblieben und das im Platteninnencover aufgeführte Vibraphon ist wenig zu hören. Doch Anekdoten haben das Komponieren drauf. Anders gesagt, versteht das Quartett es, sich, selbst mit leichterem Liedgut, in Erinnerung zu rufen. Unglaublich viel melancholische Tiefe steckt in den neuen Songs. Mein erst negativer Eindruck weicht langsam verhaltenem Genuss. Auch wenn es schwerfällt, seiner Band stilistische Veränderungen zu gestatten: Musikalität ging hier nicht verloren. Schwer, ein Fazit zu finden. Jeder wird andere Gefühle nach "Gravity" haben. Ob es das Ende der Band ist, bleibt abzuwarten. Ein Zurück werden Anekdoten sich gewiss nicht gestatten. Take it or leave it.
anekdoten.se
VM
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