Andrew Roussak "blue intermezzo" (Musea Records 2010)

Der im russischen Ufa geborene und seit 2001 freischaffend in Deutschland lebende Pianist/Komponist Andrew Roussak legt nach seinem Progressive Rock Album "No Trespassing" (2006, 2008 von Mals Records neu aufgelegt) mit "blue intermezzo" ein Piano-Soloalbum auf, das neun Eigenkompositionen enthält, zudem das Traditional "Greensleeves" sowie zwei Bachkantaten.
Von Beginn an wird die klassische Ausbildung und handwerkliche Raffinesse des Pianisten deutlich. Andrew Roussak spielt zwar auch Progressive Rock und Pop sowie Jazz, seine Hingabe scheint jedoch das klassische Pianospiel zu sein.
Seine Eigenkompositionen sind handwerklich klassisch gespielt, beweisen einige moderne Einflüsse, haben Leichtigkeit und Energie, sind flüssig und rasant, zeigen Humor und Herz, Hingabe und das Faible, schwierige Partituren leichthändig zu intonieren.
Immer wieder einmal kreuzen bekannte Motive auf, etwa in "Strange Tango", "Forgotten Walce" oder "Irreducible Simplicity", das mich an die Pianobegleitung von Chaplin-Filmen erinnert. "Blue Intermezzo" ist eine funky Note, ein jazziges Stück, das jedoch streng in der Handarbeit ist und den Kopf emotional nicht hinreißt, sondern den Pianisten von Anfang bis Ende konzentriert arbeiten lässt - und doch ist das Stück leicht und eingängig. Die "Iliade Book" Stücke haben nachdenklichen, epischen Charakter, können als Filmmusik funktionieren und machen eine Ahnung von Emotion auf, die in großen Stücken und Romanen wie Dramen abläuft, kühl und begleitend, warm und unterhaltend.
"Nocturne For Julia" ist das wohl fröhlichste Stück, dem indes eine tief melancholische Idee anhängt, von dem es fast ganz bestimmt wird. "Portraits Of My Friends" ist fast eine Liebeserklärung, sensibel und nachdenklich.
Die Bonustracks machen den Unterschied zwischen moderner Roussak- und klassischer Bachkomposition deutlich. Andrew Roussak lebt in der Fülle der heutigen Klangwelt, während Bach praktisch nur in seiner eigenen Musik lebte - und in der der Alten Musik und anderer Komponisten seiner Zeit (Telemann oder Händel etwa). Hingegen ist die Wirkung, die Andrew Roussak mit seinen Alben via CD erreichen kann, bedeutend größer als die, die Bach zu seinen Lebzeiten erlangte. Indes wird der Altmeister (Johann Sebastian) Bach auch Jahrhunderte nach seinem Tod und noch in Jahrhunderten unvergesslich sein. Ob dieses Schicksal Andrew Roussak Anteil wird, wird seine Kreativität beweisen und bleibt vorerst abzuwarten.

andrew-roussak.com
VM



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