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Andeavor "Once Upon Time" (1999/PMM 2009) "The Darkest Hour" (PMM 2009)
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Andeavor geht auf Damien Steele zurück, eine 1980er Metal-Band, in der Steve Matusik (g) spielte, und die regelmäßig die örtlichen Preise abfasste, wenn ein Bandcompetition anstand. Damien Steele spielten keine eigenen Songs, coverten bekannte Metaltracks. Während dieser Zeit komponierte Steve Matusik sechs eigene Songs - und legte sie für zukünftige Projekte beiseite. Damien Steele gewannen zwar die Preise, weil sie technisch ganz gut waren, aber wohl nicht gut genug für Matusiks Anliegen. Rush waren sein absolutes Vorbild, seine Kompositionen waren komplex, Progressive Metal. Dafür bedurfte es der richtigen Band.
Die fand er 1993, als er mit dem ehemaligen Damien Steele Sänger, Bassisten und Keyboarder Douglas Peck abhing, der von Kiss, Cheap Trick, Styx und Kansas inspiriert war, ebenso aber Dream Theater, Rush und Yes mochte, zudem Bands aus der Industrial Metal Szene wie White Zombies, Nine Inch Nails und Marilyn Manson. Peck schrieb Texte zu Matusiks Songs - fehlte noch ein kompetenter Trommler, den Peck in Steve Starvaggi fand, der zuvor in einer Hardrock Band namens Loudhouse gespielt hatte. Seine Einflüsse: AC/DC, Ozzy Osbourne, Aerosmith und im Kontrast dazu Todd Rundgren. Starvaggi hatte Bock, kam dazu und Andeavor war gegründet.
Chris Rodler, in vielen eigenen Bands wie Leger de Main oder RH Factor aktiv, sah Andeavor und fand die Band attraktiv, so stieg er als Keyboarder für Studioaufnahmen und Konzerte ein, ohne wirklich festes Mitglied in Andeavor zu werden.
In der Folge wurden 12 Songs aufgenommen, Chris Rodler saß an den Reglern und produzierte die Aufnahmen. Schließlich wurde "Once Upon Time" 1999 veröffentlicht und verkaufte sich auf Rodlers PMM Label ausgezeichnet. Im Laufe der Zeit wurde das Album zum bestverkauften aller PMM CDs, bis es für lange Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen sollte. Nunmehr wurden die Aufnahmen remixt und remastert.
Die 8 Songs auf "The Darkest Hour", die jetzt und heute ihre Erstauflage feiern, wurden in den Jahren 2000 und 2001 aufgenommen, als es bereits stiller war um Andeavor. Alle waren eigene Wege gegangen, doch nun, kürzlich, reformierte sich die Truppe, woraufhin die alten Aufnahmen in Angriff genommen und neu bzw. ganz neu auf PMM veröffentlicht wurden.
Nebenbei betreiben Matusik und Rodler ein neues Projekt, das bereits vier Songs im Kasten hat und im gleichen musikalischen Stil arbeitet.
Andeavor stehen für Progressive Metal der ersten Stunde. Ihr US-Metal zeigt starke Einflüsse von Rush ("2112"-Phase), Queensrÿche und Fates Warning. Die Songs sind melodisch aufgebaut, haben vertrackte Rhythmusgerüste, zeigen in den Vokalparts eine gewisse Neigung zu Styx und brechen die rhythmische Struktur stetig, ohne dass es besonders technisch oder extravagant klingt. Andeavor waren aktiv, bevor die ganz heftige Komplexität im Metal einsetzte, das ist vor allem im Schlagzeugbereich zu spüren, nicht negativ übrigens, der Mann arbeitet gut und hat das Geschehen jederzeit perfekt im Griff.
Die Songs sind liedhaft aufgebaut, Basis ist der viele Lyrics (die nicht im Booklet abgedruckt sind) transportierende Grundaufbau, der Gitarrensoli und einige wenige und kürzere vertrackte Instrumentalparts zulässt. Die harmonische Struktur ist aufwendig und streng, ohne die abgefahrendsten Prog-Komplexe aufzufahren.
Besonders gelungen sind die diversen Gitarrensoli und die exzellenten Song-Intros, die harmonisch und dynamisch versiert bis lebhaft aufgebaut sind und erhebliche Steigerungen erfahren. Schönstes Stück auf "Once Upon Time" ist "Jigsaw", dessen episches Intro kernige dramatische Züge trägt, die im liedhaften Songaufbau immer wieder kehren. Sehr gut komponiert!
Während "Once Upon Time" mit 12 Songs über 70 Minuten lang ist, bringen es die 8 auf "The Darkest Hour" auf 44. Stilistisch hat sich nichts geändert, Chris Rodler fehlt, die Songs haben keine Keyboards, was die Arrangements etwas magerer macht, den Rush-Faktor erhöht und eher komplexere Klänge anstrebt als auf dem Vorgänger. Trotzdem sind gerade hier eher leichtgängige Einflüsse von Melodic Rock, 80er Metal-Sound und Iron Maiden nicht von der Hand zu weisen. Die Band arbeitet druckvoll; während die Riffgitarre nicht üppig brutal klotzt, strukturiert die melodische mit schrägen Akkorden und gewisser Jazzlastigkeit den harmonischen Raum. Das Schlagzeug arbeitet härter und kompakter, differenzierte und aufregende Taktabgründe locker und versiert präsentierend, während der Chorgesang im Refrain gute Linien intoniert, wie es heute im Prog Metal nicht mehr üblich ist.
Andeavor sind angenehm anders, sie fahren nicht die typische und stets gleiche Prog Metal Schiene, haben exzellente Soli und vertrackte Songaufbauten, ohne aber irre Wahnsinnsinstrumentalparts drauf zu haben.
Diese Spielart ist selten geworden.
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