Alessio Riccio/David Shea/Ellery Eskelin "Drawing - Opus2: Paul Klee" (Unorthodox Recordings 2003)

Horch, was kommt von drinnen raus. Erst mal gibts dafür Applaus, doch was ist denn das oh Graus! Da verzieht sich jede Mainstream-Maus oder haucht sogleich ihr Leben aus, dringt ans Ohr doch mit Gebraus schräger Klang aus dem komplexbeladnen Avantgarde-Haus. Der italienische Trommelkünstler Alessio Riccio malt unter Assistenz des Saxophonisten Ellery Eskelin und des Keyboarders David Shea in der Tat (a)tonale Bilder von der lyrischen Abstraktion eines Paul Klee, wobei die Musiker auf manipulated tapes und samples zurückgreifen, um ihrer Musik noch mehr Tiefe zu verleihen. Stellenwiese erinnern die Klangkaskaden an frühe Werke des Herrn Garbarek oder an die Lonely Bears, wobei das multinationale Triumvirat doch einen etwas unzugänglicheren Ansatz verfolgt. Technische Virtuosität steht nicht an erster Stelle, sondern die Erschaffung von soundscapes, die mitunter beim ersten Hören verstören, im gleichen Atemzug aber auch betören. Als unaufdringlich eindringlich könnte die erfrischend freejazzigen Collagen, die immer wieder von akustischem Kollagen durchzogen werden, bezeichnen. Dies lässt die Stücke zu einer Art extra-sonoren Matrix werden, die stetig pulsiert und selbst bei minimalistischem Grundcharakter nie ohne Spannung ist. Das sollte man als an Neuem interessierter Klangjäger unbedingt gehört haben oder aber sich ins Mauseloch der Belanglosigkeit zurückziehen und dort die nullachtfünfzehnte Neo-Prog-CD auflegen.

alessioriccio.com
myspace.com/alessioriccio
Frank Bender



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