Alberto Rigoni "Overloaded" (Any And All Records, 01.10.2014)


"Overloaded" ist das bereits dritte Album des italienischen Progressive Metal Bassisten und Komponisten Alberto Rigoni. An der Einspielung seines Aufsehen erregenden "Three Wise Monkeys" waren bekannte Musiker beteiligt, nun, ob seine Begleitung jetzt so unbekannt ist, entzieht sich meiner Kenntnis, als kenntnisreicher und Technikinspirierter Handwerker muss sich nicht ein Mitarbeiter verstecken. Die Voraussetzungen sind großartig.
Ein kurzes Werk ist aus "Overloaded" geworden. Inklusive Bonustrack am Ende der CD und dem anderthalbminütigen, weniger musikinteressanten Auftakt "What's On Your Mind?" sind 40 Minuten zu hören. Doch: die Sache lohnt.
Neben Chef Alberto Rigoni (b), der sich als Instrumentalist kaum in den Mittelpunkt drängt (es sei denn, doch) und seine forschen Jungs rasant arbeiten lässt, waren im Studio: Denis Novello (dr), Federico Solazzo (keys), Simone Mularoni (g on 5 & 6), Marco Sfogli (g on 2), Fabrizio "Bicio" Leo (g on 8) sowie Bill Lee (speech on 1).
Ganz im Gegensinn zum musikalischen Stil, den er, jetzt mit Album No. 4 intensiver als je zuvor beschreitet, widmet Alberto Rigoni das rein instrumentale Werk der technologischen Hyperkommunikation der modernen Zeit mit seinen zahllosen Informationsoverkills, darunter masslos viele Dis- und Missinformationen, unter deren Qualität und Seriösität nur schwer unterschieden werden kann, 'multitasking' Aktivitäten, stets erhältlichen Produkten, 'Service' aller Arten, der nirgends wirklich notwendig ist. Kurz sagt: die absolute Überladung. Overloaded!
"So wie das Internet uns verändert hat, und es ist ohne Frage ein großartiges Instrument, das vorsichtig und geschützt genutzt werden muss, so kann der exzessive Genuss in mehrfacher Hinsicht krank machen, und in der Folge können Stress, Depression und soziale Isolation drohen."
Und die Band rockt sich die Socken wund! Extreme Komplexe auf der einen, ambient sphärische Atmosphäre auf der anderen Seite, stets sehr anschaulich und nachvollziehbar strukturiert und ansprechend komponiert, machen die Songs kurzweilig. Ein Bass-Egotrip ist das Album in keiner Weise, zwar spielt Alberto Rigoni das eine oder andere (längere) Solo, und "Floating Capsule" ist seinem einzigartig nachdenklichen, lyrisch warmen Spiel insgesamt gewidmet, doch stehen die kraftvolle bis dramatisch virtuose Lautstärke der Gitarren und des Schlagzeuges im Vordergrund. In zarten Motiven webt ansprechende Electronic den Soundteppich, auf dem balladeske bis nonchalant melancholische Motive fließen. Doch die rockharten und knackfrischen, exzellent arrangierten und sehr kurzweiligen Tracks rasseln sich brachial und fett ab, dass nur zu genießen bleibt. Die Band arbeitet zwar in der typischen Prog Metal Weise, jedoch ohne sich einem Vorbild im Besonderen anzubiedern. Ein paar Allgemeinplätze sind dabei, aber - das sind sie im Prog Metal quasi immer. Und ein paar 'billig' abgerockte Motive gilt es zu überstehen. Wenn so ein schlichtes Poltermotiv zu Jazzrock wird, wird es besonders schräg und - gar nicht mehr so polterig. Moderne elektronische Sounds und flotte Ideen, die frische Klänge einbringen, sind zuhauf zu hören und vor allem - es nervt kein Typ am Mikrophon.
"This album is dedicated to the great bassist Randy Coven who sadly passed away on May 2oth 2014. R.I.P. Randy, you will always inspire my music!" (Alberto Rigoni).

albertorigoni.net
youtube.com/albertorigoni

VM




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