|
A Kew's Tag "Silence Of The Sirens" (Magic Mile Music / SPV)
|
Wer in der Prog-Gemeinde noch immer nicht bemerkt hat, dass in deutschen Landen seit einigen Jahren mehr und mehr hoch talentierte Bands auftauchen, welche die Bezeichnung "progressiv" wahrlich verdient haben, sollte unbedingt weiterlesen; die Merk-Würdigen unter den Freunden progressiver Rockmusik sowieso. Hier trifft Schräges, nicht nur bezüglich so mancher Metren, auf eine der Dave Matthews Band entfernt entlehnte Instrumentierung - die Geige und das Saxophon fehlen allerdings, werden aber nicht vermisst. Eine tragende Rolle spielt die akustische Gitarre, die von Johannes Weik bedient wird, der sich auch für das superbe Bass-Spiel verantwortlich zeichnet. Florian Weik trommelt und widmet sich zeitweilig dem Glockenspiel, das außerdem von Julian Helms mal trätiert wird; Julian verleiht den Kompositionen eine äußerst angenehme und gleichermaßen aufrüttelnde Stimme. Hier wird nicht nur gekonnt mit Tempowechseln gespielt, sondern auch mit der Dynamik; Bands wie System Of A Down kommen mir unvermittelt in den Sinn, wenn Piano-Wellen von Fortissimo-Tsunamis überlagert werden, um sich hernach im Pianissmo zu verlieren, worauf getreu Heraklits Direktive "panta rhei" Forte-Springtiden folgen. Das Ganze wird mit dem ungestümen Impetus des jungen Keziah Jones garniert, der bei The Police als zweiter Gitarrist eingestiegen ist, um zusammen mit dem Trio criminal von der Insel am Armleuchterkanal Songs von den Red Hot Chili Peppers zu covern. Drei junge Musiker machen sich daran die Welt zu erobern und bringen diesen Anspruch sowohl durch ihre abwechslungsreiche Musik als auch durch ihre intelligenten Texte zum Ausdruck; es wäre in der Tat nicht das Schlechteste, wenn Heerscharen von Musikern die Herrschaft über die Erde übernähmen. Sie würden sich dabei garantiert nicht übernehmen, da sie vieles anders sehen als (und demzufolge anders handeln wie) das systemische Establishment, das uns langsam aber sicher in Untiefen rudert, wo wir nur zwischen Scylangela und Charygabrieldis wählen können. (Durch einen in Teamen Kontakt der beiden vorgenannten Wesen in der Besenkammer eines Liegenschaftsamtes könnte sogar ein Angelabriel entstehen, bei dessen Anblick es uns allen den Atem verschlagen würde - natürlich vor Begeisterung...) Ich weiß, was ich wähle: Dauerbeschallung durch A Kew's Tag. Die Rufe der Sirenen, welche mittels Rot-Alarm die Leute aus dem Schlaf reißen, sind unbedingt der Ruhe vor dem Stumm vorzuziehen, die aufgrund von Dauerbeschwallung nach dem Motto "alles wird immer besser" durch die üblichen Fairdächtigen, die lügen, wenn sie den Mund aufmachen und sei es nur zum Gähnen, seit langem möglichst unauffällig evoziert wird. Gönnt den Sirenen keine Ruhe, sondern stimmt in deren Sturm-Gesänge mit ein!!!
akewstag.com
Frank Bender
Zurück
|
|