Ain Soph "Marine Menagerie" "Five Evolved From Nine" (1991/93, Poseidon/Musea Records 2006)

"A Story Of Mysterious Forest" von 1980 ist ein Klassiker des progressiven Jazzrock. Die Band aus Osaka, Japan spielte sich die Finger wund, rockte wie einst Bill Bruford und ähnliche 70er Heavy-Jazzrocker ausgeflippt mit dramatisch kompliziertem Liedgut. Das war Honig für die Seele und Kunst für die Ohren. Bereits 1970 war die Band gegründet worden, damals unter dem Namen "Tenchi-Sozo", 1977 wurde Ain Soph daraus.
Kikuo Fujikawa (key), Masahiro Torigaki (b), Taiqui (dr) und Yozox Yamamoto (g) haben die beiden Alben eingespielt, die jetzt als Master-Edition von Poseidon Records neu aufgelegt werden. Nach dem Debüt brauchten Ain Soph 6 Jahren, um ein weiteres Album zu veröffentlichen. Schon "Hat and Field", das, der Name sagt es bereits, eine Verneigung vor der britischen Canterbury-Szene war, hatte gegenüber dem Erstling deutlich an Härte und Ausdruck verloren. Die Achtziger waren eine böse Qual für progressive Musik.
Ähnlich war das noch 1991, als Ain Soph "Marine Menagerie" veröffentlichten. Das Schlagzeug hat den typisch peitschenden Diskosound. Die Band versucht dennoch, komplexe Rhythmen zu intonieren. Allein, die Gitarre plärrt nervös und die Keyboardsounds haben noch die seltsame Verstimmtheit des vergangenen Jahrzehnts drauf. Trotzdem gibt es hier schon ganz nett komponiertes Material zu hören, so unter anderem die originale Version von "Variations On A Theme By Brian Smith", der Track war in anderer Version bereits auf dem Debüt enthalten. Drei sehr lange Stücke sind auf der CD gespeichert. "Ride On A Camel", das die Band schon in den 70ern gespielt hatte, in einer über 13 Minuten langen Version, sowie "Peacock's Feather", das wieder dem britischen Jazzrock nachempfunden wurde, jedoch im Achtziger Soundgewand.
Zwei Jahre später waren die Achtziger größtenteils ausgeheilt, die Band spielte wieder jazzige, wohlklingende Sounds. Hier zeigt sich Ain Soph jedoch erwachsener, die Songs sind leiser und harmonischer. Trotzdem ist "5 or 9" eines der guten Jazzrock-Werke mit vielen grandiosen Facetten in den 9 Tracks des Reissues. Weitere Studioalben hatte die Band, die auch heute noch aktiv ist, nicht veröffentlicht. Es gibt eine Live-CD unter dem Namen Tenchi-Sozo, zwei Live-CDs und weitere zwei offizielle Bootlegs. Hoffentlich veröffentlicht das japanische Label Poseidon Records auch Reissues der beiden ersten Alben der Band. Die Zusammenarbeit mit dem französischen Label Musea Records sorgt dafür, dass die CDs auch in Europa erhältlich sind, wenn auch nicht in Mainstream Läden, so doch aber bei den diversen spezialisierten Mailorder Versendern.

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