Agent "Kingdom of Fear" (Agent/Just For Kicks, 31.01.2014)


Das wunderschöne Neuseeland ist für Progressive Rock wohl kein guter Boden. Zwar gab es in den Siebzigern einige Bands, die heute gesuchte Alben veröffentlichten (und kaum Weltruhm erlangten), aber aktuell sieht es flau aus. 2008 siedelte die Band ins europäische London über und tauchte in den Szenepool ein. James Donaldson (g, voc), Matt Flower (b, vack voc), Gerald Gill (g) und Alex Alvarado (dr) modernisieren Progressive Rock auf ihre eigene eigenwillige Weise. Symphonisches, Komplexes, Metallisches und Episch-Dramatisches trifft auf sanfte Vokalharmonien; kess kernige Arrangements wirbeln in stetem Motivwechsel aus minimalistischer Struktur und notenintensiver Komplexdichte über üppig wucherndem, dramatischen, differenzierten, kernigen Rhythmus von schlichter Liedhaftigkeit in metallische Härte, über ekstatische Emotionspower in lyrische Epik und satte Wiesenlandschaft aus Singer/Songwriter-Gitarrenstetigkeit und bombastisch großer Arrangementweite - und zurück.
Was Gesang, greift tief auf diverse Pop- und Alternative-Stilmittel zurück. So klangen in den 90ern und 00ern Indie- und Alternative-Bands, früher Grunge, davor Gothic, einst Wave und Punk. Doch wo damals die instrumentale Begleitung schlichte Liedführung war, werden nun komplexe Motive gebrochen, unwägbare Landschaften durchfahren, Extremsport-Strecken absolviert, die nicht nur hohe Konzentration und technische Meisterschaft, sondern gleichzeitig Spielfreude und Lust auf den pausenlosen Kick, der die Unwägbarkeiten (die die Band alle lässig und fett draufhat) der kompositorischen Struktur erlebt, fordert.
Agent gehen ihre Songs sportlich an, nehmen die Parcours mit Verve und Anmut, verzetteln sich nicht, unterhalten auf hohem Niveau, dass so mancher Zuhörer sich fragen wird, wie die das nur machen, dieses so verwirrend vielfältige Zeug aus simpelster und komplexester Struktur so elegant und virtuos zu zelebrieren. Hier reichen die Ideen in 13 Songs für 47:53 Minuten. Andere Bands hätten aus dem verarbeiteten Material ganze Diskographien gebastelt und die andere Hälfte vererbt. Ist schon wahnsinnig beeindruckend, dieser FrickelMetal-Pop-Prog-Indie-Alternative-Rock.
Und macht ungemein Laune. Nicht zuletzt auf dem Tanzboden.

agentband.com
justforkicks.de
VM




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