Adrenechrome "Tales From Adrenechrome" (Eigenproduktion 2015)


Wow, beim Opener haben mich die im mastodonverseuchten Progressiv Metal-Sektor ziemlich unüblichen Chorgesänge stark beeindruckt. Bei den restlichen Stücken kommt nicht zuletzt wegen der Rauhheit des Sängers immer wieder die Erinnerung an Iron Maiden in der Paul Di'Anno-Phase durch, obwohl die Stimmlage des Adrenechromers deutlich höher angesiedelt ist; es gibt gepflegt voll auf die Ferse: Tempowechsel und Breaks satt. Jede einzelne Komposition sprüht vor Ideen (und manches Werk erinnert stark an die leider verblichenen Scatterbrain), aus denen andere Bands ganze Alben gestalten würden. Punk wird selbst für mich als Kotzbrockenverächter charmant, wenn er mit etlichen Komplex-Schüben gepaart wird: Avant-Punk. Irgendwie lassen mich mehrere Stücke an eine mexikanisch-verschärfte Version von King's X denken und gelegentlich sorgt sogar banjoeske Gitarrenarbeit für ein Hillbilly-Feeling, direkt danach gibt es Extreme Metal-Müsli mit Blast Beans. Kein Zweifel, diese Musiker - Chris Friesen (Gitarre und Gesang), Tim Kehoe (Gitarre), Matt Copeland (Schlagzeug) und Mike Van Dyk (Bass) - sind extrem talentiert und ich bin schon jetzt gespannt, wie es mit ihrer Karriere weiter geht. Die dreißig Minuten dieses Albums gehen vorbei wie im Flug; ich will mehr von diesem Wunder-Kopfschüttel-Mittel! Da heißt es dran bleiben, damit man nichts verpasst.

adrenechrome.com

Frank Bender




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