abretêGandul "cuentos para dormir" (Kraftwerk Producciones 2005)

Die in Chile beheimatete Band schreibt sich auf dem Cover abretêGandul, im Booklet steht einmal ÁbreteGandul und das andere Mal Ábrete Gandul. Im Jahr 2000 nahmen sie ihr Debüt "¿Bichos=Dichos?" auf, 2005 folgte "cuentos para dormir". Auf ihrer unten verlinkten Myspace-Seite (wo Live-Videos zu sehen sind) haben sie einen Blog mit der kurzen Mitteilung, dass sie neue Songs komponieren - die bereits 2008 erscheinen sollten. Dauert wohl etwas länger.
Antonio Arceu (dr), Jaime Acuña (key), Pedro Santander (b), Rodrigo Maccioni (g, acc-g, fl) und Rodrigo Pinto (g, acc-g, Midi, Effekte) spielen instrumentalen, relativ harten, relativ düsteren, crimsonesken Progressive Rock. Zu Beginn der CD, in den ersten Songs, mischt sich der 80er Faktor KCs ein, das verliert sich schnell. Alle 9 Songs sind komplex aufgebaut, haben dramatisch-kraftvolle Ideen, symphonischen Bombast, aber auch ambiente Sphären, mal basteln die Gitarren im Vordergrund verschachtelte Motive, während die Tasten im Off verträumten Melancholien nachhängen. Ständig wechseln die Themen, schon im ersten Song gibt es reichlich Abwechslung, die Themen spielen sich gegenseitig aus, schaukeln sich auf und bringen illuster munteres Spiel in Gang. Was die Keyboards dabei tun, ist nicht immer logisch oder eindrucksvoll, während die sich duellierenden Gitarristen auf der erfrischend deftig-komplexen Rhythmusschule der Bass-Schlagzeug-Holding die komplizierten Harmoniefolgen und fabelhafte kürzere Soli mit Verve geben. Die partiell aktive Flöte hat jazziges Blut in sich, was die Band zu abstrakten Läufen animiert. Ábrete Gandul können auch bombastisch, dann klingt es, als hätte der spätere Zappa den früheren King Crimson ein Thema geliehen.
"Dilema", Song Nummer 8, zeigt sich kammermusikalisch, fast folkig, und ist damit die Ausnahme. Was der Band in den anderen Songs vielleicht vorgeworfen werden könnte, ist die Gleichförmigkeit ihrer Themen. Zwar sind alle Komplexe wahrhaftig gut ausgebildet und das Gesamtkunstwerk eine große Ohrenfreude, aber zappt mal die ersten 5 Sekunden durch die Songs - die oberflächliche Betrachtung lässt ein gewisses graues Gleichmaß erkennen.
Ábrete Gandul stehen auf Magma, Univers Zero, Zappa, Gentle Giant, Hatfield and the North, Sun Ra, Thelonious Monk und das, was bei unserem geliebten Cuneiform Label veröffentlicht wird. Von allen Vorbildern haben sie genetisches Material in ihre Songs absorbiert und dabei Kreativität und Inspiration bewiesen. Nicht nur handwerklich zeigt "cuentos para dormir" Spielwitz, Phantasie und Ideenreichtum bis in die Kleinteile, auch kompositorisch kann sich das Album in allen Ideen hören lassen, nach den Intros entfaltet sich jeweils die verschachtelte Architektur der Tracks.
Das übliche Süßholzraspeln der südamerikanischen Symphonic Prog Szene findet hier nicht statt, Chile war da schon immer die Ausnahme. Leichte Ähnlichkeiten zu Tryo sind auszumachen, aber nur marginal, in der crimsonesken Note, ebenso zu den Argentiniern Las Orejas Y La Lengua. Aber eigentlich brauchen Ábrete Gandul nicht an parallelen Bands festgemacht zu werden. Ihr jazzdurchfluteter Crimso Chamber Heavy Prog braucht nur eines: ein neues Lebenszeichen in Form der bereits für 2008 angekündigten CD.

myspace.com/abretegandul
progarchives.com/artist.asp?id=2471
VM



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